Die Leichtigkeit des Seins verliert
sich in der Schwere des Alltags.
(Eigenproduktion)
Ach waren das noch Zeiten, als die gewaltverherrlichenden Spiele noch gewaltverherrlichende Spiele waren und deren Konsumenten zwangsweise auch potentielle Amokläufer. Jetzt gibt es nur noch zwei Möglichkeiten dazu: entweder wurden die Spiele harmloser gestaltet, damit auch jedes beknackte Gör nur noch vorm PC rumgammelt oder es interessiert keinen Arsch mehr, weil jede Blödbacke selbst nur noch daddelt, anstatt sich darüber aufzuregen. So richtig Frust abbauen ist nicht mehr möglich, weil die Spiele durch unzählige Features nur noch Zeit schinden, Spielezeit, die Geld kostet.
Sich so richtig einmal durch die Gegend schnetzeln ist nicht mehr drin, Blut spritzen sehen und Gedärme verteilen. Ein Weicheier-Spiele-Generation ist es nur noch. Keine abgehackten Gliedmassen mehr, dafür noch noch unrealistisch gestaltete Halbleichen, oder? Insider wissen natürlich mehr, aber Otto Einfach achtet eben darauf, dass das Gör keine zerstückelten Körperteile mehr sieht. Geschadet hat es nur den Wenigsten.
Wenn alle Vorhersagen der Psycho-Onkels zugetroffen sein sollten, dann würde jeder 10. alles zerhackstückseln, was im Weg kreucht und fleucht. Aber nein, die Menschen sind halbwegs anständig geblieben – oh wunder. Hat ja auch keiner mehr Zeit, die heimischen Gefilde zu verlassen, um sich unter Menschen zu begeben.
Ja mein Sohn, damals, als ich noch Kind war, haben wir uns noch regelmäßig gegenseitig die Fresse poliert, um anschließend gemeinsam den Kaugummi, den letzten, zu teilen.
Wie schön war noch die Zeit, wo unter Kindern noch Probleme auf altmodische Art geklärt wurden, brutal, aber gesittet – ohne dass eine keifende Herdmanagerin gleich jeden möglichen Erzeuger angezeigt hat wegen falscher Erziehung. Oder die Jugend sich gleich selbst erledigt mithilfe spitzer Gegenstände wie Taschenmesser, die nicht mehr als Zahnstocher sind.
Es ist eine neue Art der Brutalität geworden, eine unpersönliche. Eine nachtragende Brutalität, eine Feigheit, sich hinter Gerichten zu verstecken und den Anwalt brutal verbal zuschlagen zu lassen. Früher hieß es Auge um Auge. Da gab es für ein blaues ein blaues Auge. Heute wird man dank eines Veilchens seines Lebens nicht mehr froh, weil man bis zum Sankt-Nimmerleinstag in den Schulden steckt – dank des cleveren Anwalts der Gegenseite. Das lässt sich auch einfacher klären – ein heißer verschütteter Kaffee ist Millionen wert.
Was heute genutzt wird ist die psychologische Brutalität. Heute wird der Gegner mit Leistungsdruck fertig gemacht, solange, bis er zusammenbricht. Heißt dann im Fachjargon Burn-out-Syndrom. Das ist längst kein Spielzeug mehr nur für Arbeitgeber, dass nutzen ebenso Freunde, Nachbarn und Verwandte.
O sancta simplicitas! Quo vadis, Homo novus? Heute gibt es Spieleabende, die so langweilig sind, weil jeder den nächsten Zug bis ins kleinste Detail mit allen möglichen Folgen berechnet, nur weil niemand verlieren kann und will. Jeder muss der Gewinner sein – das bekommen die kleinsten Einfaltspinsel schon der Schule eingestreichelt. Bloß keine Strafe – es könnte einen seelischen Schaden nehmen. Wie gut, dass die seelischen Schäden erst in der heutigen Zeit rapide zunehmen …
Weil niemand sich mehr etwas traut, niemanden etwas zugetraut wird – kein Mut mehr und dafür Hoffnungslosigkeit den Alltag bestimmt. In verzweifelter Demut kniet der Mensch vor sich selbst, die Krone der Schöpfung, am Boden zerstört. Seelisch hingerichtet, nicht durch physische, aber durch psychische Gewalt und Leistungsdruck.
Da musste jetzt einmal gesagt werden …