Krankenhaus und Essen

Immer wieder muss man lesen oder hören, dass das Essen im Krankenhaus furchtbar ist. Doch dem gegenüber sollten die Leute mal folgende Punkt beachten, wenn Sie sich das nächste Mal darüber aufregen und ein wenig mehr Respekt zeigen vor der Leistung, die dort in den Küchen geboten wird.

  1. Krankenhäuser sind keine Hotels oder Gourmetrestaurants. Wer dort ein Chateaubriand oder Filet mignon erwartet, gehört in die geschlossene Abteilung eingewiesen. Gaumenfreuden und kulinarische Ergüsse sind ebenfalls nicht zu erwarten, vielmehr wird dort das Überleben der Patienten sichergestellt – in gastronomischer Sicht.
  2. Bei der Vielzahl der Krankheiten, die in den Häusern behandelt werden, sind unter anderem auch solche, die den Magen-Darm-Trakt beinhalten. Ergo sind auch die Mahlzeiten dementsprechend leicht verdaulich zubereitet und auf scharfe oder aggressive Gewürze wird weitestgehend verzichtet. Ebenfalls wird Salz z.B. sparsam verwendet wegen der Patienten mit kardiologischen Problemen.
  3. Es wird eine unglaublich große Zahl von Patienten verpflegt – dass man da es nicht jedem Recht machen kann, dürfte wohl von selbst verständlich sein. Ebenso ist die Fluktuation enorm und man kann nicht sehr gut auf einzelne Wünsche reagieren.
  4. Ebenfalls wird sehr stark auf Diäten geachtet, da ein Großteil der Personen im Krankenhaus sich nicht viel bewegt. Wer mit 20 Kilo mehr Gewicht aus dem Krankenhaus kommt, hat dies nicht der Verpflegung zu verdanken, eher den vergessenen Werkzeugen im Bauch.
  5. Zudem ist jeder Patient budgetiert. Das heißt, dass pro Patient nur eine bestimmte Summe X für die komplette Verpflegung pro Tag zur Verfügung steht – beschwert euch bei den Krankenkassen für die Preistreiberei. Und wer kann schon behaupten, für geschätzt 5 Teuronen pro Tag sich selbst verpflegen zu können? Komplett, wohlgemerkt, inklusive Getränke und allem, was dazu gehört.
  6. Geschmäcker sind verschieden – diesen Spruch sollten sich einige wirklich mal auf die Augen tätowieren lassen. Wenn 80% der Gäste in diesem Milieu zufrieden sind, dann ist es ok. Dramatisch wird es erst andersrum.
  7. Gewisse verwendete Produkte wie z.B. beim Frühstück sind Standardprodukte, die in riesigen Mengen gekauft werden und es wird darauf geachtet, dass diese von zertifizierten Händlern kommen. So muss auf deklarationspflichtige Zusatzstoffe weitestgehend verzichtet werden. Klar ist ja, der Aufschnitt vom Metzger um die Ecke schmeckt tausendmal besser, doch auch bei dem weiß niemand, ob da die eine oder andere streunende Katze in der Wurst landet, weil der nicht so hyperpenibel untersucht wird wie die die Lieferanten von Krankenhäusern.

Wenn man sich beim nächsten Aufenthalt im Krankenhaus einmal kurz die se Punkte vor die Augen hält, dann sollte schon dem einen oder anderen bewußt werden, warum das Essen nicht so schmeckt wie man es tagtäglich gewohnt ist. Schlußendlich haben die Köche in Krankenhäusern dermaßen viel zu beachten durch die vielen strengen Hygienenormen und Vorschriften, dass eine kulinarische Vielfalt nur eingeschränkt möglich ist. Extrem eingeschränkt.

Zudem ist der Beruf “Koch” in der letzten Zeit zu einem der undankbarsten Berufe verkommen, da sich die Menschen durch die vielen Kochshows und Bücher für extrem schlau und besserwisserisch halten. Doch eine Kochshow und ein Buch können niemals die komplette Berufsausbildung ersetzen sowie die gesammelte Erfahrung, die ein Koch in seinem Arbeitsleben sammelt.

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