Medial gestöbert –

Was so die Deutschen interessiert, ist schon ein faszinierendes Phänomen. Wenn man die Zeitung aufschlägt, im Fernsehen irgendwelche nachgerichteten Meldungen sieht oder dem sinnfreien Geplapper der überbezahlten Radiomoderatoren lauscht. Überall das Gleiche: Mexiko brennt, Krieg in Ukraine, Ebola hin und her, IS-Terroristen und dazwischen? Dazwischen Joko und Klaas, die Sinnbilder der Dämlichkeit oder ein wunderbarer Mentalist, der den Leuten mit Glücksturbos die Herbstdepression austreiben will.

Mittlerweile gibt es da eine neue Show im samstagabendlichen Fernsehen, die sich Himmel oder Hölle schimpft und schlimmer sein soll als das Dschungelcamp. Manchmal möchte man sich nur noch, sobald man die Zeitung aufschlägt, hinter den nächsten Zug werfen und auf den Nächsten warten. Was das Fernsehen so zeigt, verlässt jeden Bereich menschlicher Würde. Was das sensationslüsterne Publikum so an Schlagzeilen braucht ist furchtbar. Und was die Presse daraus macht, aufgepumpt, aufgebläht, wortgewaltig mit entsprechenden Bildern, lässt die bereits verschwundene Hoffnung für die Menschheit verschwunden bleiben.

Allein schon die Schlagzeile zu lesen: “Lieber Chlor als Penicillin im Hühnchenfleisch” aus der aktuellen Welt lässt den Kopf auf die Tischkante knallen. Im Geiste natürlich, ganz so masochistisch ist man noch nicht veranlagt, um sich selbst Schmerzen zuzufügen. Aber immerhin masochistisch genug, so etwas freiwillig zu lesen. Wie bescheuert sind die Menschen schon geworden? Oder anders gefragt – für wie bescheuert halten uns die Redakteure, uns mit solchen Parolen die Augen zu verkleistern? Und mal ehrlich, was sollte es uns interessieren, was der nordkoreanische Imperator so treibt? Ob er in der Versenkung ist oder nicht, ändern können wir doch eh nichts daran. Und Spekulationen sollte man lieber über heimische Themen anstellen, anstatt sich nur darüber aufzuregen, dass das Leben ja so ungerecht und scheiße ist.

Bleibt nur abzuwarten, wann die Sensationsgeilgeit so groß ist, dass irgendwann Arenen gebaut werden, in denen sich Menschen gegenseitig abschlachten zum Vergnügen der Masse – Das Buch “Die Tribute von Panem” lässt grüßen. Aber halt, die Arenen haben wir ja schon. Nur sind die etwas größer und mussten nicht extra erst gebaut werden. Da hat die gesamte Menschheit schon seit Hunderten von Jahren dran gewerkelt. Einige große Religionen haben dabei geholfen. Und alles nur, um das einfache Volk bei Laune zu halten – die gigantische Show des Lebens. Politik ist Show, Religion ist Show – und die Massen ergötzen sich daran. Um dann mit etwas Angst in Schach gehalten zu werden. Angst vor Chlorhühnchen, Angst vor Krankheiten, Angst vor Kriegen. Dabei sind wir es doch, die diese Kriege führen. Mit unserer Gier nach Sensation. Mit all dem Weh und Ach, dass wir angesichts der Opfer ausstoßen, um dann mit Freunden und Bekannten, Kollegen und Anderen darüber zu debattieren.

Und mittendrin dann die mit einem breiten Grinsen ausgebreiteten Meldungen über die Stars und Sternchen, neue Moden und Gesundheitstipps. Und mittendrin, versteckt, etwas Geschichte. Zurecht gestrickt, um den jeweiligen politischen Maßstäben dienlich zu sein. Eine mahnende Erinnerung, das Geschehenes nicht ungeschehen gemacht werden kann. Augenwischerei. Denn die herrschende Klasse betreibt das gleiche Spiel seit Hunderten von Jahren. Krieg und Frieden, wobei letzteres eher nur als Metapher verstanden werden kann. Mit Frieden lässt sich kein Geld verdienen. Nicht in der Politik, nicht in den Medien, nicht in der Wirtschaft. Egal was gepredigt wird.

Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, incipe.

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