Vor langer Zeit, ungefähr ein Jahr her, oder auch knapp 2, habe ich aufgehört, normale, nennen wir sie einmal Mainstream – Medien zu konsumieren. Radio hab ich schon vorher kaum gehört, wenn, dann duddelte der Kasten eh nur auf Arbeit nebenbei, so dass man das Gesabbel und dämliche Gequatsche eh nur, wenn schon, am Rande und nebenbei mitbekommen hat. Schon damals ging es los, dass mir das nervige Gebrabbel der ach so hoch gelobten und verdienenden Moderatoren derart auf den Senkel ging, dass ich sämtliche Radiosender mit Gebabbel schon von Haus aus boykottiert hab.
Wann ich die letzte Zeitung gekauft habe kann ich wirklich nicht mehr sagen, zu lange ist es her. Früher auf dem morgendlichen Arbeitsweg ein steter Begleiter, heute nur noch ignoriert, maximal müde belächelt. Wenn die Zeitung anderer mitbenutzt wurde, so haben mich die Schlagzeilen absolut rektal peripher tangiert (auf deutsch: sie gingen mir am Arsch vorbei). Sodoku und Kreuzworträtsel waren meist eh interessanter und als kleines Hirn-Jogging stets und gern genutzt. Wobei ja noch zu vermelden wäre, dass die Sodoku der hiesigen Hamburger Tageszeitung, irgendwas mit Morgen im Namen (Morgen ist eh schon so ein Unwort für mich) im Experten – Modus lächerlich waren. Ich behaupte nie überdurchschnittlich intelligent zu sein, aber diese Schwierigkeitsstufe spricht nicht gerade für sich.
Kurzum – auf Schlagzeilen, Kommentare und Stimmungsmache diverser Tagesblätter kann ich gern und getrost verzichten. Ich bilde mit gern meine eigene Meinung und brauche keine Bild und Co. dazu.
Wie bereits erwähnt, geht dieses Spiel nun schon seit einem Jahr so und ich kann vermelden, ich habe nie besser und freier gelebt, Unvoreingenommener und Selbstbildender. Die freie Zeit auf dem Weg zur Arbeit wird nun genutzt, um der Lektüre von Büchern nachzugehen oder selbst schreibend aktiv zu werden.
Die Welt sehe ich nun mit anderen Augen, offener, kritischer. Ein gewisses Misstrauen zu Gehörtem und Gelesenem gehört nun ebenso zum Alltag wie die eigenständige Informationsbeschaffung.
Ich bin frei. Zumindest in dem Punkt, was meine Meinung angeht. Zwischenmenschliche Konflikte kann ich nun sowas von neutral betrachten, sowohl die Meinung von dieser als auch der Partei gegenüber betrachten, sortieren, klassifizieren und ein unabhängiges Urteil oder Statement abgeben – auch wenn dieses niemand interessiertt, der sich die vorgefertigte Meldung aus diversen Medien hat vorkauen lassen. So kann ich von meinem Standpunkt, müde und leise lächelnd, nachvollziehen, wie derjenige zu seinem Schluss gekommen ist. Aber nicht, dass mich das Thema dann auch großartig interessieren würde. Nicht jedes zumindest.
“Früher machten die Politiker Politik, und die Medien berichteten darüber. Heute machen die Medien Politik, und die Politiker führen sie aus.”
(Unbekannt)Die Macht der Medien: Immer häufiger werden Politikerzitate brutal aus ihrer Zusammenhangs-losigkeit gerissen.
(© Wolfgang Mocker (1954 – 2009), deutscher Journalist und Autor)
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