Wir Menschen haben eine furchtbare Eigenschaft, mit der wir uns das Leben vereinfachen wollen und doch alles verkomplizieren: alles mögliche zu kategorisieren, in passende Schubladen zu sortieren, Menschen einer Szene zuzuweisen… Kurzum, jeder und jedes hat in eine Norm zu passen und gefälligst in dieser dann auch zu bleiben.
So ist dann aber auch die Kehrseite der Medaille, wenn der große Aufschrei erfolgt, wenn wir uns durch Regeln und Normen eingeengt fühlen, der Freiheit beraubt. Dabei haben wir, die Deutschen, es doch immerhin meisterlich geschafft, jede Norm zu Normen, aus jedem Schritt eine DIN zu formen. Und die EU hat unsere deutsche Bürokratie mit Freuden übernommen und ausgeweitet. EU-Normen sind nur noch straffer, bösartiger. Ich erinnere mich mit einem Schmunzeln gern an die Dienstzeit bei dem Kindergartenverein der Deutschen Bundeswehr zurück und an diverse Bände der Zentralen Dienstanweisung. Unter anderem auch schriftlich festgehalten, wie man sich die Zähne zu putzen hat sowie dergleichen Banalitäten mehr.
Doch ebenso müssen wir die Menschen einsortieren, in Kategorien, die den Vorlieben entsprechen. Schlagerfans, Metaler, Gothics, Rocker. Und vom Musikgeschmack abgesehen ebenso kategorisiert in Spiesser und Assis, Reiche und Arme, Stinos und Extrovertierte, Normale und Besondere.. Blablablabla. Jede Gruppe für sich und doch alle kunterbunt vermischt. Und das größere Übel wird dann dann damit identifiziert, wenn jemand aus einer zugeteilten Gruppe nicht der Norm der Gruppe entspricht.
What the fuck? Schlimm genug, dass man selbst kategorisiert wird, dann hat man auch gefälligst den Anforderungen der Kategorie zu entsprechen und zwar in allen Einzelheiten?
Ein Gothic hat grundsätzlich in schwarz rum zu rennen, ein besonderes, auffälliges Outfit zu tragen, dass sich von der breiten Masse abhebt, Horrorfilme zu lieben und sich der Vergänglichkeit zu widmen. Ja klar. Der Ur-Gruftie, so wie wir sie von The Cure kennen, wie es Marilyn Manson vorlebt oder andere Stars der Szene. Kann man denn nicht, wenn man sich schon der Szene in dem Sinne verbunden fühlt, trotzdem so sein wie man ist? Muss man unbedingt dem Typ entsprechen, so wie er vorgelebt wird? Jeder Mensch ist anders, und ebenso ist jedem sein Stil anders. Anpassung, wenn auch szenetypisch, nein, dass muss nun wirklich nicht sein.
Das kleine graue Mäuschen von um die Ecke, unscheinbar und nicht in Verbindung gebracht mit dem schwarzen EinMalEins, kann in seiner Seele, seinen Gedanken schwärzer sein als manch einer, der als Vorzeigebild dienen mag. Aber andererseits wird dann gemosert bei der Anpassung an gesellschaftliche Normen. Auch ein schwarzer Anzug kann einem Stil entsprechen, einem persönlichen Stil. Und passt manches mal besser als ein szenetypisches Outfit. Auch wenn der Anzug eher der normal-gesellschaftlichen Norm entspricht.
Was ist eigentlich eine normal-gesellschaftliche Norm? So bezeichne ich persönlich gerne das stets immer wiederkehrende, von Hinz und Kunz und jedem Franz getragene Outfit, dass sich fast schon bis in Kleinigkeiten ähnelt. Mode. Die Mode ist doch auch nur ein Versuch, alle Menschen eines Schlages in eine Norm zu packen. Diesen Sommer ist Weiß schick, und schon trägt der normale Durchschnittsbürger weiße T-Shirts. Nächsten Sommer Grüne. Weil es Mode ist. Ja, auch die Mode ist eine unsägliche Norm. Gesellschaftlich stilisiert, um in die Schublade des Otto Normalbürgers zu passen.
Nein Danke! Ich bin ich. Ich bin keine Norm, ich passe in keine Schublade. Ich bin mein eigener Schrank.
Volle Zustimmung. Lass dich nicht in eine Schublade stecken, sondern sei dein eigener Schrank.